Bujinkan

Das Bujinkan Midori Shinrin Dôjô

Das Midori Shinrin Dojo wurde im Januar des Jahres 2016 von Sensei Gunnar Steinert ins Leben gerufen. „Midori” ist japanisch und bedeutet „grün”. „Shinrin” ist ebenfalls japanisch und bedeutet „Wald”. „Dojo” heißt wörtlich übersetzt „Ort des Weges” und bezeichnet den Trainingsraum für die verschiedenen Kampfkünste. Im übertragenen Sinne steht dieser Begriff jedoch auch für die Gemeinschaft der dort Übenden.

Warum nun dieser vielleicht etwas seltsam erscheinende Name?

Der Wald ist das Sinnbild für Natur schlecht hin. Grün ist die Farbe des Lebens, der Fruchtbarkeit und der Harmonie. Sie steht für Wachstum und Regeneration, für Natürlichkeit und auch Jugend. Grün ist auch die Farbe der Hoffnung. Im energetischen System des Menschen repräsentiert die Farbe grün das 4. Energiezentrum, das Herz-Chakra (Anahata Chakra). Wie der Name schon sagt, liegt es auf der Höhe des Herzens und steht für bedingungslose Liebe, Mitgefühl und Heilung.

Zur tieferen Bedeutung

Einen Wald im Sinne eines natürlich gewachsenen Mischwaldes ist nahezu immer grün. Die Bezeichnung „grüner Wald” ist somit in gewisser Weise eine Tautologie. Aber auch gleichzeitig eine besondere Hervorhebung der Farbe und die klare Abgrenzung zu einem toten Wald. Und damit eine bewusste Betonung des Lebens. Denn in unserer Kampfkunst geht es hauptsächlich auch um das Leben. Nicht nur um das eigene Leben im Sinne der Selbstverteidigung, sondern auch um das Leben des Gegners. „Der wahre Krieger siegt ohne zu kämpfen”, heißt es schon bei Sun Tzu (um 544 – 496 v. u. Z.). Der Einsatz von Gewalt und die daraus resultierende Ausschaltung des Gegners sollte immer das allerletzte Mittel bleiben, nur wenn alles andere versagt.

Der Wald ist das beste Beispiel für ein ideales Ökosystem, in dem alle Lebewesen, vom kleinsten Mikroorganismus über Insekten bis hin zu Pflanzen und Säugetieren in nahezu perfekter Harmonie und in gegenseitiger Wechselwirkung zusammenspielen. Das Gleiche spiegelt sich in unserer Kampfkunst wieder. Hier ist es nicht alleine der perfekte Schlag oder der korrekte Block, sondern das harmonische Zusammenspiel von Muskeln, Knochen und Sehnen, von Winkeln, Timing und Distanz bis hin zu Geist, Wille und Intuition, welches erst die Effektivität hervorbringt und somit im Ernstfall das Überleben sichert.

In einem Ökosystem wie dem Wald herrscht kein Lebewesen über die anderen. Alle leben in Symbiose miteinander, vom einfachen Pilz über die Käfer, die Kräuter und die Vögel bis hin zu den Bäumen. So ist der Wald auch ein Sinnbild für Respekt und Achtung vor dem anderen.

Der Wald ist ein Ort des Lernens. Man schaue sich nur die Tierkinder an, wie sie im Wald die ersten Schritte des Lebens beschreiten und im Wald alles lernen, was sie später für ein erfülltes Leben benötigen dort erlernen.

Der Wald ist auch die Quelle für ein der wunderbarsten Werkstoffe, die es gibt: das Holz. Nicht nur die vielfältigen Trainingswaffen für unsere Kampfkunst werden daraus hergestellt, sondern auch so vielfältige Dinge wie Löffel, Teller, Möbel und ganze Häuser lassen sich daraus herstellen. Solange man zurückdenken kann, benutzt der Mensch Holz neben Stein als den Hauptwerkstoff.

Als ein Ort der Erholung spendet der Wald frische Energie für Körper und Geist. Selbst die Wissenschaft hat nun bestätigt, das ein Aufenthalt im Wald, sei es nun ein Spaziergang, Jogging oder andere körperliche Betätigung, den Menschen entspannt, die Stressresistenz erhöht und sogar das Immunsystem stärkt. In Japan, der Heimat unserer Kampfkunst, nennt man dies „Shinrin Yoku” – „Ein Bad in der Waldluft nehmen”.

Wald bedeutet Geborgenheit. In alten Zeiten stand der Wald für ein undurchdringliches Gebilde, fast so wie heute noch im Dschungel. Wenn jemand nun aus welchem Grund auch immer Zuflucht und Schutz brauchte, konnte er sich im Wald verstecken.

Was kann somit ein Dojo besser versinnbildlichen als ein grüner Wald? Denn das Dojo ist der Ort, an dem wir eine sehr alte, aber durchaus lebendige Kampfkunst erlernen, die uns zugleich als eine Philosophie des Lebens begegnet.